Das Dornenhaus by Di Morrissey

Das Dornenhaus by Di Morrissey

Autor:Di Morrissey [Morrissey, Di]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426417331
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-07-08T22:00:00+00:00


III

Der Ruf des Echos

Kapitel vierzehn

Zanana 1920

Das Heim für genesungsbedürftige Soldaten in Zanana war ein Erfolg. Die Villa und die schönen Gärten hatten eine beruhigende, heilende Wirkung auf die seelischen und körperlichen Verletzungen der Männer.

Wally Simpson, der sich bis auf ein leichtes Humpeln fast vollständig erholt hatte, blieb in Zanana, um hier und dort auszuhelfen. Zwischen ihm und Gladys Butterworth war eine Bindung entstanden, die auf ihrer beider Trauer um Harold, einer gemeinsamen Vergangenheit und alter Freundschaft basierte.

»Gemeinsame Kindheitserinnerungen verbinden sehr«, bemerkte Wally zu Kate.

Doch trotz ihrer ausgefüllten Tage und der Befriedigung, die Männer physisch und seelisch geheilt nach Hause zurückkehren zu sehen, war Kate ruhelos. Sie ging ganz in ihrer Arbeit auf und freute sich an der Tatsache, dass Zanana eine wertvolle Rolle für die Allgemeinheit spielte, nur konnte sie nicht verstehen, warum sie so unzufrieden war.

Sie war geduldig und freundlich wie immer. Die Männer verehrten sie alle, sagten, sie sei ein Engel der Barmherzigkeit und besser als Florence Nightingale. Ihre Großzügigkeit, Zanana als Erweiterung des Krankenhauses zur Verfügung zu stellen, wurde genauso anerkannt wie die Großzügigkeit ihrer Seele. Die junge Frau setzte sich zu den Männern, erzählte, hörte zu, wenn sie von ihren Familien sprachen, ihrem Zuhause oder Anekdoten aus dem Krieg zum Besten gaben. Denn trotz der Entsetzlichkeiten, die sie durchgemacht hatten, gestanden viele der Männer, dass es die beste Zeit ihres Lebens gewesen war.

Kate teilte ihre Gefühle niemandem mit und sprach auch nicht über sich. Gladys Butterworth war voll beschäftigt mit der täglichen Organisation der Mahlzeiten, dem Dienstplan und der Überwachung der freiwilligen Helfer. Wally unterstützte Sid Johnson bei der Leitung der Farm und half in der Villa und auf dem Grundstück aus. Ihre emsige Tätigkeit ließ Gladys und Wally kaum Zeit, über den Verlust der von ihnen geliebten Menschen nachzudenken oder sich zu allein zu fühlen. In der nächtlichen Abgeschiedenheit mussten sie beide mit ihrem Schmerz und ihrer Trauer fertig werden, aber mit dem Beginn des neuen Tages fühlten sie sich gebraucht und anerkannt und waren froh, anderen helfen zu können.

Immer empfindsam für die Stimmungen seiner Patentochter, bemerkte Hock Lee Kates Anfälle von Betrübtheit und Ruhelosigkeit. Eines Tages schlug er ihr vor, einen Spaziergang durch den Garten zu machen, und sie ließen sich im Schatten eines Baumes auf Catherines Lieblingsbank nieder.

Kate schlüpfte aus ihren Schuhen und wackelte mit den Zehen in den hellen Seidenstrümpfen.

Hock Lee griff nach ihrer Hand und betrachtete ihre Handfläche.

»Was siehst du?«, fragte sie beiläufig.

»Fragen«, erwiderte Hock Lee in ernsthaftem Ton.

»Oh«, entfuhr es Kate überrascht.

»Erzähl mir von deinen Gefühlen, Kate, oder sag mir, welche Wünsche du hast – falls du sie überhaupt kennst. Ich spüre, dass dich etwas bedrückt.«

Sie dachte kurz nach und seufzte dann tief auf. »Ich weiß nicht genau, was mit mir los ist. Es ist, als würde ich morgens aufwachen, und Traumfetzen würden verblassen, die ich nicht mehr greifen kann, bevor sie verschwinden. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas wissen sollte oder dass etwas passieren müsste oder dass ich etwas tun sollte, aber ich weiß nicht, was.«

»Du bist wie ein kleiner Vogel in einem Bambuskäfig, der gegen die Stäbe flattert und nicht entkommen kann.



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